Leben wie Musik

Psychologische Beratung

& Coaching für Künstlerseelen

Helga Maria Craubner




Psychosynthese

Psycho was...?

Psychosynthese: Was das ist.



Einblicke in eine Psychologie der inneren Ausrichtung



Was Psychosynthese von anderen Versuchen, psychologische Zusammenhänge zu verstehen, unterscheidet, ist die Haltung, die sie gegenüber der Existenz eines spirituellen Selbst und des Überbewussten einnimmt. Ich halte das Spirituelle für genau so grundlegend wie den physischen Bereich des Menschen oder die von Freud gut beschriebenen Triebe…. Alle höheren Erscheinungsformen der menschlichen Seele, wie kreative Imagination, Intuition, höhere Strebungen, Genie und so weiter sind Fakten, so wirklich und so wichtig wie die bedingten Reflexe, …



Roberto Assagioli:

Handbuch der Psychosynthese

Nawo-Verlag 2004, S. 229


Die großen Geheimnisse sind keine Rätsel, für die es eine bestimmte Lösung gibt. Um in sie einzudringen, muss man sich von ihnen verwandeln lassen.

Michael Ende


In der Psychosynthese wendet man Methoden an, die Kreativität, Intuition und Bewusstsein ansprechen. Dazu gehören Imaginationen, Phantasiereisen, Arbeit mit Symbolen und Persönlichkeitsanteilen oder evokative und meditative Techniken. In ihrer Haltung geht sie von einem ressourcenorientierten Menschenbild aus: Alles, was wir brauchen, haben wir im Grunde zur Verfügung.

 

Das ist aber nur eine Seite. Daher zu Beginn ein persönliches Wort: Für mich ist Psychosynthese eine Entdeckungsreise, die ihre Kraft durch meine aktiven Schritte wie in Begleitungen von Menschen und in meiner eigenen alltäglichen Praxis entfaltet. Im Tun werde ich immer wissbegieriger und je mehr ich erfahre und mir aneigne, umso mehr will ich umsetzen. Denn auch in mir wirkt der Wunsch, mich zu entfalten und mit dem zu diesem Leben beizutragen, was ich als Individuum und als Teil eines Ganzen mitbringe.


Was ist Psychosynthese?

Psycho... was bitte? Was ist das denn, P-s-y-ch-o-s-y-n-th-e-s-e?


Psychosynthese ist zum einen eine transpersonale Psychologie. Gegründet hat sie der italienische Psychiater, Wissenschaftler und Lehrer Roberto Assagioli (1888-1974).


Zum anderen bezeichnet Psychosynthese einen Entwicklungsweg, auf dem alle Teile des Menschseins eingeschlossen werden.


Eine transpersonale Psychologie wie die Psychosynthese geht davon aus, dass die Ausrichtung auf überpersönliche Werte ein wichtiger Teil menschlichen Lebens ist. Zum Glück eines Menschen tragen nicht nur die Befriedigung körperlicher oder sozialer Bedürfnisse bei, sondern auch, inwieweit man Intuition, Kreativität oder Willen verwirklichen kann.


Transpersonale Psychologie "bezeichnet, was sich 
jenseits und oberhalb der gewöhnlichen Persönlichkeit befindet." (Assagioli)


Damit wird Spiritualität in die Psychologie integriert, ohne sie an einer bestimmten spirituellen Richtung auszurichten.


Was ist in der Psychosynthese gemeint mit "spirituell"?


Mit "spirituell" oder eben "transpersonal" ist all das gemeint, was Menschen eine Realität erkennen lässt, die über ihre Persönlichkeit hinausgeht oder die Wachstumskraft in uns, die die eigenen Ängste und Gewohnheiten transformieren und die Grenzen des Einzelnen überschreiten kann.


Psychosynthese ist nicht nur eine Bezeichnung für eine psychologische Richtung, sondern auch für einen Weg der Entwicklung und Transformation einer Person.


Kern eines Menschen ist sein Selbst, sein "Anwesendsein". Um diesen Kern herum wächst er auf seinem Weg durchs Leben, strebt hin zur Transzendenz und zur Verwirklichung von dem, was er eigentlich ist.


"Psychosynthese ist keine Lehre oder Schule... Sie kann in erster Linie als eine allgemeine Haltung von und ein Streben hin zu Integration und Synthese... bezeichnet werden." (Assagioli)


Und heute? Was und warum?

Heute sind Methoden, die Roberto Assagioli in die transpersonale Psychologie eingebracht hat, auch in anderen Richtungen gang und gäbe. Dazu zählen Meditiationspraxis, Selbstwahrnehmung, der innere Beobachter, Persönlichkeitsanteile, das Modell des persönlichen und des höheren Selbst oder Disidentifikation. Roberto Assagioli dürfte dies gefreut haben, denn ihm war es wichtig, dass sich auch die Psychosynthese stets weiterentwickelt und gegenüber ihrer Zeit offen bleibt. In Ländern wie Italien oder Großbritannien ist Psychosynthese heute eine anerkannte Form der Psychotherapie. In deutschsprachigen Ländern findet sie in der Lebensbegleitung und im Coaching, im pädagogischen und erzieherischen Bereich Anwendung.


Warum Psychosynthese?

Für mich sind Haltung und Menschenbild, die man in der Psychosynthese findet, das, was mich immer mehr fasziniert. Die Weitergabe von beidem wird durch achtsame Ausbildungen gesichert. Aus dieser Haltung heraus werden auch die Tools für die Begleitung eingesetzt. Das ist für mich das Entscheidende.


In der Psychosynthese geht man davon aus, dass Menschen all das, was sie für ihre Entfaltung brauchen, bereits zur Verfügung haben und es manchmal nur wiederfinden müssen. Der Impuls zur Weiterentwicklung und deren Ausrichtung kommt aus ihnen selbst und nicht aus einer übernommenen, vorgefertigten Vorstellung, wie sie zu sein haben.


Gleichzeitig ist diese Haltung erdnah. Denn es geht darum, im Alltag auch wirklich umzusetzen, was man durch die Innenarbeit immer wieder erfährt. Hierfür hat Assagioli unter anderem Klarheit bei den unterschiedlichen Arten des Willens geschaffen, die bei der Umsetzung hilft.


Die beiden Richtungen, die vertikale Ausrichtung am (transpersonalen) höheren Selbst und die horizontale Ausrichtung am Ich und seinem Umfeld, seinen Alltagspflichten und -nöten ist wie eine Pendelbewegung in Form einer Spirale.


Wie passen Bewusstsein, personales Selbst und Gefühle zusammen?

Das Bewusstsein besteht aus verschiedenen wechselnden Inhalten wie:


  1. Empfindung
  2. Gefühle
  3. Impulse, Wünsche
  4. Imagination
  5. Gedanken
  6. Intuition


Als Zentrum des Bewusstseins kann das Selbst (8) als Zentrum reinen Bewusstseins angesehen werden, das sich jedoch unterscheidet von den genannten Inhalten: "Von einem bestimmten Blickwinkel aus kann dieser Unterschied verglichen werden mit dem zwischen einer weiß beleuchteten Fläche eines Bildschirms und den verschiedenen Bildern, die darauf projiziert werden." (Assagioli)


Um sich selbst zu verwirklichen, steht diesem Zentrum der Wille (7) als Gestaltungskraft zur Seite. Dessen Schulung ist eine der wichtigen Schritte in der persönlichen Entwicklung.





WIE LERNT MAN PSYCHOSYNTHESE?



Eine Ausbildung in Psychosynthese wie die am Psychosynthesehaus Allgäu/Bodensee umfasst zunächst drei fünftägige Grundkurse. Diese Kurse geben einen ersten Überblick über die entscheidenden Themen wie "Wer bin ich", "Liebe und Wille" und "Teilpersönlichkeiten".


Über fünf Jahre (berufsbegleitend) schließen sich dann eine Basisausbildung und eine vertiefende Fortbildung an, die aus Wochenendseminaren, Arbeitsgruppen und Einzelstunden für die Selbsterfahrung bestehen. In der Basisausbildung wird besonders Wert auf die Prozesse der Gruppenbildung gelegt, in der vertiefenden Fortbildung auf die Begleitung in der Einzelarbeit. Mit dem Abschluss der vertiefenden Fortbildung als Psychosyntheseberater/in erwirbt man die Berechtigung, Einzelstunden für Menschen in Fortbildung zu geben.

 

Im anschließenden "Train the Trainer"-Programm werden Kenntnisse im Anleiten von Seminaren, besonders der Grundkurse, vermittelt.


Supervisionsgruppen und -stunden sichern auch nach den Ausbildungen die Qualität einer Psychosynthesebegleitung. Mit dem "Forum des Psychosynthesehauses" oder dem "Kölner Forum für Psychosynthese" gibt es jährliche Plattformen für Austausch im deutschsprachigen Raum. Auf internationaler Ebene organisiert beispielsweise die European Psychosynthesis Association (EPA) Veranstaltungen, Sommerkurse und Kongresse.


Meine Lehrerinnen und Lehrer am Psychosynthesehaus Allgäu/Bodensee: Ulla Pfluger-Heist, Gertraud Reichert, Karlheinz Reichert, Karl Winter.


Mit meinem Abschluss der "Psychosyntheseberaterin" am Psychosynthesehaus Allgäu/Bodensee bin ich berechtigt, Einzelstunden zur Selbsterfahrung zu geben, die als Bestandteil der Fortbildungen anerkannt werden.

Wer war Roberto Assagioli?

Roberto Assagioli

(27.02.1888 – 23.08.1974)


Kein Text über Psychosynthese kommt ohne seinen Namen aus. Ich habe auch schon gehört "da waren ja nur Zitate!". Das kann bisweilen den Eindruck erwecken, es handle sich um eine rückwärtsgewandte oder gar sektiererische Bewegung. Dem ist jedoch nicht so!


Roberto Assagioli war Neurologe, Psychiater und Lehrer. Vor allem aber ein Mensch, der das, was er in die Welt brachte, auch verkörperte. Also: Vorbild, ja. Guru, nein. Über sein Privatleben ist recht wenig bekannt, ihm war es wichtig, seine Arbeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.


Roberto Assagioli wurde in Venedig als Roberto Marco Grego geboren. Sein Vater starb früh und als seine Mutter zum zweiten Mal heiratete, nahm Roberto den Namen seines Stiefvaters an. Weil er während des Mussolini-Regimes für den Frieden betete, wurde er 27 Tage lang inhaftiert. - Eine Erfahrung, die ihn und seine zukünftige Arbeit sehr prägte.


Der vielseitig gebildete, acht Sprachen sprechende Assagioli, war international vernetzt und formulierte bereits 1911 die Grundzüge der Psychosynthese, die ihn ein Leben lang bewegte.


Kurzfilm über einen Besuch der Assagiolis in Sundial House, (1969) wo regelmäßig sechswöchige International Summer Conferences abgehalten wurden.


Kurzinterview mit Roberto Assagioli 1974


Kritische Stimmen

Welche Bedenken gibt es gegenüber Psychosynthese?


Wie bei allen Denkrichtungen oder psychologischen Ansätzen, gibt es natürlich auch an der Psychosynthese Kritik. Teilweise hat Roberto Assagioli selbst darauf geantwortet. Teilweise ergibt sie sich durch neuere Entwicklungen. Und wie so oft ist es wichtig, sie zu benennen, kann sie doch ein bedeutender Beitrag zur Weiterentwicklung sein.

Beliebig - grenzenlos

Die Grenze der Psychosynthese ist, dass sie keine Grenzen hat. Sie ist zu umfangreich, zu umfassend. Ihre Schwäche ist, dass sie zu viel akzeptiert. Sie sieht zu viele Seiten gleichzeitig und das ist ein Nachteil. (Assagioli in einem Interview 1974)


Ein so offener Ansatz wie die Psychosynthese kann gerade durch seine Offenheit problematisch werden, da er, wenn er nicht achtsam und genau genutzt wird, beliebig wird. Diese Schwierigkeit ist jedoch kaum grundsätzlich zu lösen. Eine "grundsätzliche" Lösung wäre eine Schule oder Lehre und das ist Psychosynthese von ihrer Haltung her, dass die Weisheit in jedem/r von uns wohnt, nicht.

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Ausbildung nicht fundiert

Die Kritik, dass Berater/innen, die Psychosynthese-Begleitung oder -Pädagogik anbieten, zu wenig ausgebildet sind, betrifft vor allem den deutschsprachigen Raum. Psychosynthese ist hier - anders als in Italien, den USA oder Großbritannien - keine anerkannte Therapiemethode. Verbände und renommierte Ausbildungsintitute formulieren zwar hohe Qualitätsanforderungen an Ethik und Ausbildung. Dennoch ist es derzeit noch so, dass "Psychosynthese-Berater/in" kein geschützter Begriff ist. 


Daher lohnt es sich, nachzulesen, wo jemand ausgebildet wurde und ob er/sie Mitglied in einem Psychosynthese-Verbund oder -Verein ist. (Das gilt jedoch für alle Beratungs- und Coaching-Angebote und betrifft nicht allein die Psychosynthese-Beratung.)

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Esoterik - Spiritualität

Eine Psychologie, die Spiritualität in ihren Ansatz einschließt, begibt sich an den Rand der Wissenschaft, bzw. verlässt sie. Das zumindest der Vorwurf.


Vor allem in einer Zeit, in der Begriffe wie Spiritualität oder Esoterik inflationär benutzt werden, sind Begriffsklärungen notwendig. Schon Assagioli benutzte daher "transpersonal" statt "spirituell". Im Wort "transpersonal" ist die Person enthalten, mit all ihren Schattierungen und nicht allein ihr geistiger Anteil. Wohin dieses Überschreiten der Grenzen einer Person geht, gibt die Psychosynthese nicht vor. Sie "öffnet lediglich die Türen, geh aber nicht selbst hindurch".

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Keine Forschung

Der Vorwurf, Psychosynthese sei keine wissenschaftliche Methode, weil es auch keine Forschung gibt, ist nur bedingt richtig. Gleichzeitig hat dieser Einwand mit den zuvor aufgeführten Punkten zu tun. Denn, sobald eine Therapie-Methode anerkannt ist, gibt es auch Forschung. - Und hier beißt sich die Katze wieder einmal in den Schwanz.


Diese Einschränkung gilt jedoch vorwiegend für den deutschsprachigen Raum. Im europäischen Ausland oder den USA sieht es anders aus, denn dort gibt es Institute, die Assagioli teilweise selbst noch gegründet hat. Darüber hinaus gibt es auch in deutscher Sprache sorgsam redigierte Zeitschriften und Publikationen, die Psychosynthese immer wieder aktualisieren und reflektieren. 

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Weiterführende Literatur und Links




LITERATURAUSWAHL


  • Roberto Assagioli: Handbuch der Psychosynthese. Grundlagen, Methoden und Techniken, Nawo-Verlag 2004.
  • Roberto Assagioli: Die Schulung des Willens. Methoden der Psychotherapie und der Selbsttherapie, Junfermann, Paderborn 1982 (9. Auflage 2003)
  • Roberto Assagioli: Psychosynthese und Transpersonale Entwicklung, Nawo-Verlag 2008.
  • Piero Ferrucci: Werde was du bist, Rowohlt 1990.
  • Ulla Pfluger-Heist: In der Seele liegt die Kraft (3. Auflage 2014) Herder-Verlag
  • Ulla Pfluger-Heist: Mal sehen, was das Leben noch zu bieten hat. Herder-Verlag 2009.
  • Sascha Dönges, Catherine Brunner Dubey: Psychosynthese für die Praxis, Kösel 2005.

  • Zeitschrift für Psychosynthese
  • Zeitschrift Transpersonale Psychologie und Psychotherapie


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